Von gefallenen Helden und gescheiterten Automodellen

Montag, 20. Oktober 2025

Dass Bildung mehr ist, als in der Klasse Tag für Tag den Stundenplan abzuarbeiten, ist hinlänglich bekannt. Dies gilt v.a. für Themenbereiche, die nicht ins klassische Schema der Unterrichtsinhalte passen. Um hier den Horizont der Oberschüler am Franziskanergymnasium zu erweitern und Platz für Neues zu schaffen, setzt sich der Gymnasialverein jedes Jahr dafür ein, externe Referenten im Zuge der jährlichen Vortragsreihe an die Schule zu holen. Den Auftakt in diesem Jahr machte Univ.-Prof. Wolfgang Kofler vom Innsbrucker Institut für Sprachen und Literaturen, der vergangenen Samstag bei den "Fränzi" zu Gast war und vom stellvertretenden Präsidenten des Fördervereins, Christoph Atzwanger, herzlich begrüßt wurde.

Der Altphilologe, vor Jahren selbst Schüler am Gymnasium, hat einen seiner Forschungsschwerpunkte im Bereich Rezeption der Antike. Sein Vortrag "Icarus und Phaeton: Zwei Bruchpiloten auf dem Weg in unsere Zeit" skizzierte anhand zweier bekannter Beispiele aus der griechischen Mythologie exemplarisch, wie deren Inhalte - mit bisweilen ganz unterschiedlichen Ergebnissen und Folgen - in die Neuzeit transportiert werden.

Im Fall von Icarus, der trotz der Warnungen seines Vaters mit seinen Flügeln der Sonne zu nahe kommt und ins Meer stürzt, hat dieser Inhaltstransfer eine positive Konnotation erfahren: Als Namensgeber für etwa Snowboard-Contests stand er als Pionier und Draufgänger Pate für die junge Generation der Pistenrevoluzzer in den frühen 2000ern.

Anders verlief die Reaktivierung des Mythos bei Phaeton, dessen mangelhafte Fahrkünste dazu führten, dass er mit seinem Sonnenwagen aus der Bahn geriet und dabei nicht nur sich selbst, sondern den halben Erdkreis ins Verderben stürzte - ein Umstand, der den Machern des VW Phaeton wohl nicht bekannt war, als sie die Luxuskarosse aus Wolfsburg tauften und der u.a. mit dazu beitrug, dass der Volkswagen-Vorstoß ins Premium-Segment ein Flop sondergleichen wurde.

Im Anschluss an den Vortrag beantwortete Prof. Kofler noch die Fragen des interessierten Publikums, welches am Ende die interessanten Ausführungen mit einem herzlichen Applaus quittierte.